Dienstag, 22. Dezember 2015

Das 22. Türchen

Nach einem kleinen gemütlichen Weihnachtsfrühstück inklusive musikalischer Darbietungen der Klasse unserer Jüngsten habe ich mir überlegt, dass ich Euch heute mal wieder eine Geschichte "schenken" möchte.

Die Geschichte war ein Teil eines unserer Chorkonzerte und ich war am Ende so gerührt, dass ich mir nur mit Mühe ein paar Tränchen verkneifen konnte. Außerdem finde ich, dass sie sehr gut in die aktuelle politische Thematik passt: Menschlichkeit und Mitgefühl können zur Zeit soooo viele Gebrauchen.

Leider weiß ich auch bei dieser Geschichte nicht, wer der Autor ist, konnte sie aber zum Glück im www ausfindig machen.


Eine wahre Begebenheit zum Thema Menschlichkeit und Resonanz

Selten passiert beim Zugfahren eine Geschichte wie die, die sich in einem ICE zwischen Berlin und Leipzig im Oktober 2008 zugetragen hat. 

Da betrat eine Frau Anfang 30 mit zwei etwa zehn und zwölf Jahre alten Kindern den gut besetzten Speisewagen, am Arm einen großen Korb voller Rosen. Mit freundlicher Stimme fragte sie, ob ihr die Anwesenden einen Moment Aufmerksamkeit schenken würden. Nein, die Geschichte geht keineswegs so weiter, wie Sie jetzt glauben.Sie wollte keine Rosen verkaufen….

Sie sei, so sprach die Frau in die Runde, die Tochter des Lokführers. Und ihr Vater habe just in dieser Stunde im Führerstand der Lok seine allerletzte Fahrt, und diese ende in Leipzig. Er habe Zeit seines mehr als 40-jährigen Berufslebens bedauert, dass er nie die Fahrgäste sehen könne, die er tagaus, tagein befördere. Und so habe sie sich gedacht, dass heute eine gute Gelegenheit sei. Und ob sie denn allen Fahrgästen eine Rose aushändigen dürfe, die diese wiederum bei der Ankunft in Leipzig ihrem Vater überreichen würden?

Es war einen Moment still im Speisewagen, erst sah man erstaunte Gesichter, dann viele nickende Köpfe. Dann hat jeder eine Rose genommen. Bundeswehr-Soldaten, Manager, Geistliche, Monteure, Laptop-Klapperer, Studenten, Omas und Enkel. 

Als der Zug in Leipzig einfuhr, war alles anders als sonst, wenn ein Zug ankommt. 

Besonders auffällig: die Abwesenheit von Hektik. Der sonst so eilig fließende Strom der Reisenden schob sich ganz gemächlich dahin, er tröpfelte nur. Zahllose Menschen bewegten sich auf die Lok zu, vor der sich in kürzester Zeit eine lange Schlange bildete. Und jeder sagte dem nach kurzer Zeit tränenüberströmten Lokführer einen kleinen Spruch ins Gesicht. Schon bald war der Führerstand übersät mit Rosen. Das dreiköpfige Empfangskommando der Bahn, das am Bahnsteig gewartet hatte, um dem Lokführer-Jubilar einen kleinen Strauß zu überreichen, starrte fassungslos auf den Auflauf und heulte wenig später selber mit. Und mehrere Reisende aus Indien und Japan zückten nach wenigen Sekunden des Überlegens die Kameras und hielten drauf, was das Zeug hielt.

Kann sein, sie erzählen jetzt Zuhause, dass es in Deutschland so wenig Bahnunfälle gibt, weil die Reisenden den Lokführer nach jeder Tour mit Blumen überschütten.


In diesem Sinne schicke ich Euch ein paar gedankliche Rosen. Habt noch einen schönen Tag.





12 Kommentare:

  1. Eine schöne und zu Herzen gehende Geschichte.

    Auch dir gedankliche Rosen und ein Danke für diese Geschichte.

    Ich wünsche Dir und Deiner Familie eine besinnliche Weihnachtszeit.

    LG
    Ute

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    1. Ich freu mich, dass Dir die Geschichte gefällt.
      Auch Die ein schönes Weihnachtsfest im Kreise Deiner Lieben.
      LG sigrid

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  2. Liebe Sigrid,
    mich hat diese Geschichte sehr berührt. Wir sollten alle im Alltag Momente finden, die uns kurz innehalten lassen und uns aus der Hektik reißen. Es wäre wünschenswert, würden wir alle wieder zu etwas mehr Menschlichkeit zurückfinden. Gerade in der Anonymität des Internets vermisse ich das manchmal. Aber nicht hier, auf deinem Blog, liebe Sigrid!
    Vielen Dank, dass du mich kurz entführt und entrückt hast und auch für die symbolische Rose (und die Gänsehaut).

    Herzliche Grüße
    Katrin

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    1. Ich freu mich, dass Dich die Geschichte auch so sehr berührt hat. Ich finde diese Geste so unheimlich nett. Denn leider muss ich Dir zustimmen, dass in der heutigen Zeit viel zu viel Anonymität herrscht. Deshalb freu ich mich umso mehr, dass man trotzdem noch andere "nette" Menschen findet - auch in der Bloggerwelt.
      Herzliche Grüße
      Sigrid

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  3. Hallo liebe Sigrid,
    vielen Dank für diese wunderschöne zu Herzen gehende Geschichte. Mir standen doch glatt Tränchen in den Augen beim lesen so sehr hat es mich berührt. So etwas gibt es leider viel zu selten in unserer schnell lebigen Zeit. Ich wünschte es gäbe mehr Menschen die auf so eine liebevolle Art Freude bereiten.
    Ich wünsche dir und deinen Lieben ein wundervolles Weihnachtsfest. Ganz liebe Knuddelgrüße herzlichst Silvi

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    1. Als ich sie das erste Mal gehört habe, standen mir auch die Tränen in den Augen. Ich fand die Idee soooo nett.
      Auch Dir ein wundervolles Weihnachtsfest!
      Knuddelgrüße zurück
      Sigrid

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  4. Hallo meine liebe Sigrid,
    ich kann mich den Worten von Katrin und Silvi nur anschließen. Eine Geschichte die zu Herzen geht.
    Durch die modernen Medien nimmt die Anonymität immer mehr zu. Ist es nicht manchmal auch bei uns Bloggern so; man schreibt sich über eine lange Zeit und kennt sich eigentlich nicht. Ich finde es deshalb gut, wenn auch mal ein Foto erscheint und schon kennt man sich ein bißchen besser....manchmal ist auch ein Mini-Blogger-Treffen von Vorteil....
    Liebe Sigrid, ich wünsche Dir und Deiner Familie
    gesegnete Weihnachten.
    Ganz ♥liche Grüße
    Karin

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    1. Ja, Karin, leider ist das so. Aber ich finde, dass man auch durch ein paar persönliche Worte einen kleinen Einblick in das Leben der Blogger-Freunde bekommt.
      Auch Dir und Deiner Familie gesegnete Weihnachten.
      LG sigrid

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  5. Eine schöne Herzensgeschichte.
    Dir eine schöne Weihnachtszeit
    Myriam

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    1. Ja, das ist sie. Dir auch eine schöne Weihnachtszeit.
      LG sigrid

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